Nach tagelangem Ringen mit den Anwälten des Ex-Schiedsrichters Robert Hoyzer hat die Justiz den Verdächtigen im Wettskandal auf freien Fuß gesetzt. Nach der Freilassung will sich Hoyzer nun vorerst nicht mehr öffentlich äußern. Seine vorherigen TV-Auftritte hatten die Ermittler mehr als verärgert.
Entlassen
Der Freitag war endlich mal wieder ein guter Tag für Robert Hoyzer. Nach einer kurzen Verhandlung beim Amtsgericht Berlin konnte der ehemalige Schiedsrichter seine Sachen in der Haftanstalt Berlin-Moabit packen. Gegen 12.30 Uhr holte ihn sein Anwalt Thomas Hermes dann vor der Pforte des Untersuchungsgefängnisses ab, so der Jurist gegenüber SPIEGEL ONLINE.
Der Freilassung war ein tagelanges Ringen zwischen den Anwälten Hoyzers und den zuständigen Ermittlern der Justiz voraus gegangen. Vor allem drängten die Fahnder darauf, dass Hoyzer endlich alle ihm bekannten Fakten im Wettskandal zu den Akten gibt. Nachdem er dies in mehreren Vernehmungen getan hatte, beantragte die Staatsanwaltschaft aus eigenen Stücken die Freilassung aus der U-Haft.
Der Haftbefehl, in dem Hoyzer bisher acht betrügerische Manipulationen von Fußballspielen vorgeworfen werden, bleibt trotzdem bestehen. Der 25-Jährige muss sich nun dreimal wöchentlich bei der Polizei melden, sein Reisepass wurde einbehalten. Hoyzers Anwalt Hermes kündigte an, dass sein Mandant jederzeit für Nachfragen der Staatsanwaltschaft bereit stehe.
Keine Interviews mehr
Daneben versicherte der Anwalt, dass Hoyzer im Gegensatz zu den Tagen vor der Inhaftierung durch die Justiz keine weiteren Interviews mehr geben wird. "Herr Hoyzer schweigt und das ist auch so mit den Ermittlungsbehörden abgestimmt", sagte Hermes SPIEGEL ONLINE kurz nach der Freilassung. Zuvor hatte Hoyzer die Ermittler mit wiederholten Interviews, in denen er auch über die Angelegenheit selbst sprach, mehr als verärgert. In Justizkreisen heißt es, dass die Fahnder deshalb auch die Inhaftierung am 11. Februar angeordnet haben.
Hoyzer selbst ist nach Angaben seines Anwalts "mehr als glücklich" über die Freilassung. "Die Tage in der U-Haft haben ihm sehr zugesetzt, er wird sich jetzt erstmal komplett zurückziehen", sagte Hermes. Hoyzer hatte in Moabit unter der höchsten Sicherheitsstufe eingesessen. Abgesehen von einem einstündigen Hofgang war er 23 Stunden am Tag in seiner Zelle eingeschlossen. "Er freut sich nun auf eine relative Normalität", sagte Hermes weiter.
Die Griechenland-Connection
Am Tag der Freilassung des Ex-Schiris Hoyzer wurden aus Griechenland neue Verdachtsmomente laut. Griechische Medien berichteten, die Uefa-Cup-Partie zwischen Panionios Athen und Dinamo Tbilissi soll von den Komplizen Robert Hoyzers manipuliert worden sein. Das Endergebnis (5:2) der Begegnung vom 1. Dezember 2004 soll nach Informationen des Nachrichtensenders SKAI unter "Eingeweihten" in Georgien schon zwei Tage vor seiner Austragung bekannt gewesen sein.
Der Athener Club hatte am 4. Spieltag der Gruppenphase gegen Tbilissi zur Pause 0:1 zurückgelegen, die Partie dann aber noch klar mit 5:2 gewonnen. Zwei Tore für Panionios fielen in der Nachspielzeit. Schiedsrichter war der Rumäne Alexandru Dan Tudor.
Als Drahtzieher der griechischen Affäre gelten laut den Berichten die drei in Berlin in Untersuchungshaft sitzenden Kroaten, die im deutschen Wett- und Betrugsskandal zusammen mit Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer die maßgebliche Rolle spielen. Die Kroaten sollen Verbindungsmänner in der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki gehabt haben. Wie die griechische Presse berichtete, sollen insgesamt fünf Personen zu einer so genannten "Thessaloniki-Connection" gehören.
Hoyzer belastete ehemalige Komplizen
Bei den Verdächtigen handele sich um zwei ehemalige griechische Schiedsrichter, einen Trainer, einen Manager und eine andere Person mit engen Kontakten nach Kroatien, so die Berichte. Nach Recherchen von SPIEGEL ONLINE hatte Robert Hoyzer gegenüber den Berliner Ermittlern mehrmals eine Verbindung der kroatischen Gebrüder S. in andere europäische Länder angedeutet. Dabei nannte er die Länder Griechenland, Kroatien und Österreich.
In den bisherigen Aussagen aber blieb Hoyzer abstrakt. Er sagte jedoch, dass die Spielmanipulationen in Griechenland einen wesentlich größeren Umfang als die deutschen Betrügereien gehabt hätten. Aus diesem Grund sei Ante S., der noch immer in Untersuchungshaft sitzt und laut Hoyzer der Verbindungsmann für die Manipulationen in Griechenland war, sehr häufig in das südeuropäische Land gereist. Ein weiterer Hinweis auf intensive Kontakte ist eine griechische SIM-Karte für ein Mobiltelefon, welche die Fahnder bei der Razzia in den Räumen der Gebrüder S. sicherstellten.
In Griechenland sorgten die Verdachtsmomente für helle Aufregung. "Wir werden die Verantwortlichen hart und sofort bestrafen", kündigte der Präsident des Griechischen Fußball-Verbandes (EPO), Wassilis Gagatsis, am Freitag nach einem Informationsgespräch mit dem Staatsanwalt im Fernsehen an.
(Spiegel-Online)